Frank-Rainer Schurich stellt sein neuestes Buch vor: „Ein Mord, ausgegraben: Berliner Kriminalfälle aus sechs Jahrhunderten“

Die Entwicklung von Großstädten hat viele Facetten. Verbrechen und Strafen sind eine davon, die immer auch Macht- und Zeitverhältnisse, Menschenbild und Sozialgeschichte widerspiegeln. Das gilt in besonderer Weise für den „Schmelztiegel“ Berlin: einst die bürgerlichen Städte Berlin und Cölln schon im 14. Jahrhundert, dann kurfürstliche Residenzstadt, die Hauptstadt des königlichen Preußen und des kaiserlichen Deutschland, dann die Metropole der Weimarer Republik, die Zentrale des Nazireiches, die Hauptstadt der DDR und heute der deutsche Regierungssitz.

Die Zeitspanne der hier skizzierten unerhörten Kriminalfälle reicht vom Jahr 1510 bis ins Jahr 2012. In 500 Jahren hat sich unglaublich viel Kriminelles ereignet in dieser Stadt, die nicht nur heute als Hauptstadt des Verbrechens gilt. Politisch motivierte, menschlich tragische, aus Gier und Leidenschaft verübte und skurrile Verbrechen stehen im Mittelpunkt. Vor allem geht es, strafrechtlich gesehen, um Mord und Totschlag, aber auch um Vergewaltigung, Betrug und Raub. Verhängnisvolle Fehlurteile, Falschbeschuldigungen und Verbrechen, die gar keine waren, gab es quer durch alle Zeiten. Und auch der Berliner Gassenhauer und die Berliner Sagen haben dieses Buch wider Erwarten bereichert.

Die skizzenhaften Darstellungen der ungewöhnlichen und zumeist authentischen Kriminalfälle beschränken sich auf das Wichtige und Wesentliche. Man sieht ohnehin nur selten alles, sondern bestenfalls eine entscheidende Seite, die oft nicht die ganze Wahrheit ans Licht befördert, auch wegen der Kürze der Schilderungen. Es sind vor allen Dingen Erkundungsreisen in die Innenwelt historischen Geschehens, um die dunkle Seite der Weltstadt aufzuhellen. Und es darf natürlich weiter ermittelt werden!